Ein Spaziergang über den Dächern der Altstadt
Die Altstadt Jerusalems ist ein wirres System aus lauten, engen und vollen Straßen. Bevor ich mich da hineingewagt habe, habe ich mir erst einmal einen Überblick über alles verschafft. Wie ich das gemacht habe? Ganz einfach: Mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer. Von hier aus konnte ich das Treiben der Altstadt von oben betrachten und mir einen Eindruck vom geschäftigen Alltagsleben der Stadt machen. Der Rundlauf geht in zwei Richtungen, immer am Jaffa-Tor beginnend bis zum Tempelberg, dort endet der Weg. Zunächst bin ich vom Jaffa-Tor nach Norden gelaufen über die 4 Eingänge der Stadt über das Neue Tor, das Damaskus-Tor, das Herodes-Tor und das Löwen-Tor. Das Damaskus-Tor, das nicht nur das älteste, sondern auch das prachtvollste Stadttor ist, wurde schon in antiker Zeit als Eingangstor benutzt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf den Felsendom und kann wunderschöne Bilder machen. Läuft man beim Jaffa-Tor Richtung Süden, kommt man zum Zions-Tor. Ganz besonders am Zions-Tor konnte ich mir ein Bild über die moderne Geschichte der Stadt machen. Hier sieht man unzählige Einschusslöcher, die aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg stammen. Hier haben jüdische Soldaten versucht, das belagerte jüdische Viertel zu befreien. Eine Tafel im Inneren des Tores erinnert an die Gefallenen.
Geschichte
Jerusalem hatte im Laufe seiner Geschichte mehrere Stadtmauern. Aber die Stadtgrenzen veränderten sich im Laufe der Zeit immer wieder und dehnten sich nach Norden und Westen aus. Die Stadtmauer, die die heutige Altstadt umgibt, wurde von Sultan Suleiman dem Prächtigen erbaut, als Jerusalem sich unter osmanischer Herrschaft befand. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde die Stadtmauer auch noch den Berg Zion einschließen, aber um Zeit und Geld zu sparen, haben die Architekten dieses Gebiet nicht miteinbezogen. Zur Strafe ließ Suleiman der Prächtige die Architekten hinrichten. Ihre Gräber liegen direkt hinter dem Jaffa-Tor. Neben dem Jaffa-Tor ist die einzige Lücke im Mauerring zu finden, denn die Tore der Altstadt sind im Laufe der Zeit zu klein geworden für die modernen Transportmittel. Oftmals wird die Geschichte erzählt, dass diese Lücke eigens für Kaiser Wilhelm II. in die Stadtmauer geschlagen wurde, damit er nicht zu Fuß, sondern, wie es sich für einen Herrscher gehört, auf seinem Pferd in die Stadt reiten konnte.